Schild 12

Schild 12 - Alte Mauern

„Christus spricht: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und er ist ein Wunder vor unsern Augen«?“ (Mt 21,42)

Der Eckstein als Teil der Mauer ragt hervor. Ist eben die Ecke, an der man sich anstoßen und wehtun kann. Er zeigt aber auch klare Kante, wenn nötig. So können Mauern auch trennen – Wichtiges von Unwichtigem oder, wie hier, die Welt der Lebenden von der Welt der Verstorbenen, oder den oberen Teil des Friedhofs vom unteren Teil als notwendige Stützmauer, als Stütze und Halt.

Mauern können aber auch einmauern – gerade wir in Deutschland haben die leidvolle Geschichte der Berliner Mauer im Hinterkopf. Doch Gott kann uns Kraft und Geduld schenken, Mauern zu überwinden und wieder neu in Begegnung zu kommen – als Einzelne, aber auch als Nationen. Der Fall der Berliner Mauer war, weiß Gott, „ein Wunder vor unsern Augen“, an das viele nicht (mehr) geglaubt haben.

Im guten Sinne umgeben Mauern Lebensräume, die Schutz brauchen – so auch hier auf unserem Oasenfriedhof. Wer durch das Tor der Friedhofsmauer tritt, kommt in eine andere Welt. Trotz der Großstadtgeräusche rundherum scheint auf einmal alles etwas gedämpfter zu sein. Besonders im Sommer, wenn alles blüht und gedeiht tritt man in ein Blumenparadies.

Und nicht zuletzt sind Mauern selbst ein Lebensraum verschiedener Arten – und auch der Eckstein am Rand und im Fundament der Mauer kann zur Basis für das Leben von Flechten und Moosen oder zur Nische für Insekten werden. Ein schönes Bild dafür, was Christus als Eckstein auch für uns sein kann.