Generationennetzwerk - November

Juli

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Interview mit Cornelia Siart, Nachbarschaftshilfe

1. In welcher Weise sind Sie hier in St. Jobst / Erlenstegen engagiert und für andere erlebbar?
Ich engagierte mich etwa sechs Jahre in der Nachbarschaftshilfe der katholischen Pfarrei Allerheiligen. Ich betreute je nach Nachfrage und meinem persönlichen Zeitbudget entweder regelmäßig oder auch nur einmalig Menschen, die Hilfe benötigen und Kontakt zur Nachbarschaftshilfe aufgenommen haben. So begleitete ich beispielsweise eine junge Mutter mit kleinen Kindern auf ihrem Weg ins Frauenhaus oder kümmerte mich um die Unterbringung der geliebten Wellensittiche für einen 40jährigen psychisch labilen Mann während eines Krankenhausaufenthaltes. Vor Jahren ergab sich für uns von der Nachbarschaftshilfe die Möglichkeit einer mittellosen Witwe das Kaffeetrinken nach der Trauerfeier auszurichten (einschließlich Kuchenbacken und Kaffeeausschank). Desweiteren besuchte ich zwei Jahre lang einmal wöchentlich eine inzwischen 97 Jahre alte Dame, die durch meine Unterstützung die Möglichkeit hatte, ihren eigenen Haushalt noch zu führen und in ihrer Wohnung zu bleiben. Leider hat mein Engagement im Juli 2011 durch den berufsbedingten Wechsel meines Mannes in eine andere Stadt sein Ende gefunden.

2. Was machen Sie gerne, was macht Ihnen Spaß? Was gelingt Ihnen und schätzen andere an Ihnen?
Ich lese gerne und fertige meinen eigenen Schmuck. Außerdem nähe und backe ich für mein Leben gern – für mich und auch für andere. Meine Kinder bezeichnen das manchmal  freundlich mit: „Unsere Mutter hat schon wieder das rote Kreuz auf der Stirn.“ Eine Nachbarin äußerte mir gegenüber kurz vor meinem Wegzug, sie schätze sehr an mir, dass ich jederzeit für sie da war – ob es nun Kuchenbacken, Gardinennähen und Aufhängen, Wäsche waschen oder „nur“ mein Zuhören gewesen sei.

3. Wie erleben Sie die Nachbarschaft und das Miteinander in unserem Stadtteil? Was vermuten Sie: Wie würde Ihre Nachbarin die Situation beschreiben?
Ich erlebte meine Nachbarschaft als sehr harmonisch und überaus hilfsbereit. Das Grüßen auf der Straße gehörte dazu selbstredend wie das Interesse füreinander und die wohlwollende Anteilnahme am Leben des anderen, die die gegenseitige Unterstützung, wo immer sie nötig war, ganz selbstverständlich mit einschloss. Meine Einschätzung ist, dass meine Nachbarn dies ebenso beschreiben würden. So stellte eine Nachbarin der anderen über ein halbes Jahr lang aufgrund eines Wasserschadens ihre Waschmaschine zur Verfügung und ich sah sie regelmäßig mit ihrem Wäschekorb über die Straße gehen.

4. Die Plakataktion trägt das Motto „Nachbarn für ein lebendiges Miteinander“. Was gehört für Sie zu einem lebendigen Miteinander?
Dazu gehört all das, was ich bereits zuvor angeführt habe. Für mich ist das eine nahezu perfekte Form des Miteinander Wohnens. Es ist schön, sich als Teil einer Gemeinschaft zu erleben und dennoch die eigene Privatsphäre wahren und die des anderen achten zu können.