St. Jobst im Überblick

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Juni

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Interview mit Sophie Rieger, ehemalige Stadträtin

1. In welcher Weise sind Sie hier in St. Jobst / Erlenstegen engagiert und für andere erlebbar?
Als Architektin habe ich mich schon immer für die räumliche Gestaltung dieses Stadtteils interessiert und in meiner Eigenschaft als Nürnberger Stadträtin (in der Zeit von 1984 bis 1990) immer wieder Vorschläge zur Strukturplanung eingebracht: „Was will man im Stadtteil halten? Was will man verändern? Stichwort: wohnortnahe Versorgung.“
Auch über mein politisches Wirken hinaus beobachte ich kritisch die Verkehrsplanungen der letzten Jahre, die meiner Ansicht nach das Ortsbild negativ beeinträchtigen. Beispiele dafür sind der „optimale“  Ausbau der Erlenstegenstraße einschließlich der deltaartigen Erweiterung der Eichendorffstraße, denen insgesamt viel Grünfläche und Bäume geopfert wurden. In dieser kritischen Auseinandersetzung versuche ich stets Mitstreiter und Verbündete zu gewinnen und die Themen öffentlich zu machen. So konnte z.B. auf meine Initiative hin in den 80er Jahren das „Chörle“ am Schlösschen in der Günthersbühler Straße vor den Altstadtfreunden gerettet und für den Stadtteil erhalten bleiben. Auch daran, dass das Erlenstegener Naturgartenbad noch ein Naturgartenbad ist, bin ich nicht unwesentlich beteiligt.

2. Was machen Sie gerne, was macht Ihnen Spaß?
Ich arbeite gerne im Garten und baue gerne Gemüse an.

3. Wie erleben Sie das Miteinander in unserem Stadtteil?
Ich nehme eine zunehmende Entfremdung zwischen den Bürgern und ein „sich Abschotten“ vom anderen wahr, was sich durch dichte Zäune und hohe Mauern auch optisch ausdrückt. Der Straßenraum wird immer größer und der Lebensraum doch leerer. So traf man sich früher ganz unweigerlich beim Einkaufen oder an der Straßenbahnhaltestelle und es war üblich seinen Karpfen bzw. die Gans in einem Erlenstegener Wirtshaus zu essen. Heute gehören diese persönlichen Kleinbetriebe (wie Lebensmittelläden, Bäckereien und Metzgereien) der Vergangenheit an und sind auf einige wenige geführte Ladenketten geschrumpft. Durch den fehlenden Kontakt zum  Ladenbesitzer geht die Bindung zum Ortsteil verloren und die selbstverständliche Begegnung mit den Nachbarn bleibt aus.

4. Woran werden Sie und andere erkennen, dass hier in St. Jobst / Erlenstegen ein lebendiges Miteinander besteht? Was wird dann anders sein?
Ein kleiner positiver Ansatz in Erlenstegen ist der Einkauf am Samstag in der Zapfengasse beim „Bauern“, bei dem sich einige Nachbarn heute wieder treffen. Ein weiterer ist das Café Glückswinkel mit einem alt eingesessenen Ladenbesitzer und den selbst gemachten Torten.
Aus meiner Sicht wünschenswert wären weitere entsprechende kreative Angebote, welche die Begegnung der Nachbarn untereinander fördern und unterstützen.